Zwischen Pretzschendorf und Friedersdorf, südwestlich Trägers Höhe, erstreckt sich der ehemalige Oberbobritzscher Gemeindewald. Inmitten des Nadelwaldes umschließt ein Laubbaumgrund den in Rohre gefassten Jungfernborn, dessen Wasser hier in einen Holztrog sprudelt. Einige Bänke laden zum Verweilen ein.
Vor langen Zeiten soll an dieser Stelle ein kleines Dorf gestanden haben, welches Kriegshorden oder einem Brande zum Opfer fiel. Von allen Bewohnern waren nur drei Jungfern am Leben geblieben. Diese sollen sich allnächtlich im Wasser des Brunnens gebadet haben. Ihre langen weißen Hemden hätten sie dabei an die Bäume gehängt, sodass sie im Winde flatterten und im Mondlicht leuchteten. Von diesen drei Jungfern erhielt der Brunnen seinen Namen.
Spuk soll diesen geisterhaften Ort umgeben. Es leben noch Leute, deren Vorfahren den gespenstischen Heuwagen am Jungfernborn gesehen haben. Man konnte dort in Mondscheinnächten um die Mitternachtsstunde einen Heuwagen stehen sehen, um den herum es geisterte. Vier oder sechs Pferde zogen den Wagen. Man sah, wie sich ihre Beine flink bewegten und mit den Köpfen nickten. Sie zogen und zogen, aber der Wagen bewegte sich nicht von der Stelle. Fuhrknechte schlugen mit Peitschen, die nicht knallten, und hinter dem Wagen schritten alte Bauerngestalten in Trachten, wie sie noch niemand gesehen hatte. Mit dem Glockenschlag Eins löste sich der ganze Spuk vom Erdboden und verging in den Lüften.